Kombi + Eis - Peuterey Integral

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Peuterey Integral oder Kamasutra für Bergsteiger

Im Vollmond leuchtet die wilde Freneyflanke des Montblanc tief unten glimmen die Lichter von Courmayeur. Ich kuschle mit Edi unter dem einzigen Schlafsack (Löffelchenstellung) und die Gedanken kreisen um den weiten Weg zum Gipfel der Alpen, der noch vor uns liegt.

Vorgeschichte

Der Weg herauf war aber auch schon weit. Er fing für mich ganz gemütlich beim Klettern im Ötztal an. Auf Steffis Vorschlag hin sind wir mit Kay & Claudi auf diese Kuhweiden-mit-Klettergarten gefahren, wo jeder glücklich werden kann: Lara spielt mit Kuhfladen oder dem Spielzeug der etwa 50 anderen Kinder, Steffi ratscht und klettert ein bisschen, David klettert und ratscht ein bisschen.

Ich bin nur mäßig unruhig: das Wetter soll bis mindestens Donnerstag halten und ich hab den Edi die nächste Woche gebucht... bleibt nur die Frage, Jorasses Nordwand oder Peuterey Integral??

Sonntags um 14 Uhr stört Edis Anruf: "...David, wo geht’s runter, Biancograt, 2ter Felskopf?" "...rechts!"

Na, das kann ja heiter werden, wenn Edi und Michi schon sooo weit gekommen sind!

Abends um 20 Uhr ist von den Helden der Bernina nix zu sehen, dafür haben wir auf dem Parkplatz in Landeck Besuch von der Polizei: "…Wo ist denn die Mutter des Kindes? Und der Kratzer im Auto? Und können Sie sich ausweisen?" "…Naja, daheim halt. Mitsamt dem Pass mit der Lara drin. Der schicke Kratzer ein Souvenier aus Spanien."

Zum Glück bin ich sehr überzeugend und Lara darf bei mir bleiben. Edi taucht reichlich fertig auf und wir machen uns auf den Umweg nach Chamonix. In Ohlsbach trudeln wir um 0:30 Uhr ein, Lara hüpft vor Freude quer durchs großelterliche Ehebett, Edi legt sich sofort flach und ich stell den Wecker auf 3 Uhr.

Tag 1

Zum Sonnenaufgang sind wir in Cham, die Nordseiten sind gar nicht so eisig, also Integral. Bus nach Courmayeur um 9:15 Uhr, Taxi nach Peuterey und los geht’s. Statt 70% Sonne allerdings eher 70% Wolken?! Hat man den Weg zur Noir-Hütte erstmal gefunden, geht’s steil und steiler bergauf. Dank der Wolken und der Wasserkühlung von oben müssen wir wenigstens nicht sehr schwitzen. Oben im Kar reißt es auch ein bissel auf und so sehen wir wenigstens mal den Einstieg. Dort legen wir gegen 14 Uhr los, Edi mit Sitzstart…man gönnt sich ja sonst nix. Die ersten 15 SL oder so sind eher willenlos und nicht zu fest, aber ab der Pointe Biche gibt’s richtig schönen Granit: West- und Südseitig sogar trocken, nur im Osten stört das weiße Zeug und sein rinnendes Tauprodukt. Als wir mit inzwischen kalten Fingern auf der Pointe Welzenbach ankommen, kommt nicht nur die Nacht sondern auch ein fast schneefreier Biwakplatz wie gerufen. Da sind wir also, und jetzt probieren wir mal Kopf-auf-Schulter aus und kuscheln weiter.

Tag 2

Auch die gemütlichsten Biwaknächte gehen vorbei: Kochen, frühstücken, angurten und packen, mit der Sonne legen wir los. Schöne Kletterstellen wechseln sich mit luftigen Abseilereien und nervigen, verschneiten Querungen ab. Mit den vollen 35l-Rucksack kann ich die 5er Stellen auch nicht immer cruisen, und in der Schlüssellänge fluche ich über spärliche Sicherungen und meine kalten Hände: der Nebel hat uns wieder und wir sind froh, das der Grat nicht zu verfehlen ist. Irgendwann am Nachmittag sind wir oben auf der Noir, huldvoll lächelt uns die Madonna zu. Heiligen Beistand für die gefürchtete Abseilfahrt… die dann gar nicht so schlimm ist: immer brauchbare Stände mit Karabinern, aber sehr luftig!!! Nach gut 2,5 h fehlt nur noch 10 steile Meter, dann kann man ins Couloir zu den Dames Aglaise queren. Leider entpuppt sich der anvisierte Stand als verklemmtes und vergammeltes Seil. Ich lege lieber eine Schlinge um ein solides, leider recht flaches Köpfel. Vorsichtig belasten – hält! Trotzdem wird das Gammelseil zusammen mit einer Bruchsanduhr als Back-Up eingehängt. Während ich schon unten philosophischen Gedanken nachhänge (Steigeisen oder nicht Steigeisen??) gibt’s einen dumpfen Schlag und Edi hängt mitsamt der Köpfelschlinge in dem Gammelseil…er sagt recht wenig zur Steigeisenfrage…

Die Ostflanke der Dames ist ein rechter Schotterhaufen, ich wühle mich links aufwärts, stets bemüht, dem Edi nix aufs Hirn zu schmeißen und nach schwereren Stellen eine Sicherung unterzubringen. Nach 300 mühevollen Hm ist der Ostgrat des linken Turms fast erreicht und wir werden von der Dunkelheit - nein, nicht wirklich überrascht. Pause, Essen und Trinken und bald auch frieren. Der ungemütlich Platz, der aufgehende Vollmond und die nahe Biwakschachtel helfen uns, die Trägheit zu überwinden. Jetzt haben wir’s nicht mehr eilig, gemütlich geht’s SL für SL über den fester werdenden Grat zur Abseilstelle kurz unter dem Gipfel. Zwei mal über verschneiten Fels abgeseilt, einen kurzen, aber lästig verschneiten Grat gequert und wir stehen am Fuß des nächsten Turm… und über uns ein echter Handriss mit nem Holzkeil, der einen dazu geschlagenen Messerhaken hält - oder ist’s umgekehrt?? Egal, mein Friend hält auf jeden Fall. Vier kurze SL später habe ich mich um den Turm herumgeschraubt (im Uhrzeigersinn also links rum) und stehe … an einem Bohrhakenstand!! In der Scharte unter mir sollte die Biwakschachtel stehen. Ja wo ist sie denn? Ich beschließe, dass der quadratische Schneehaufen an der gegenüberliegenden Wand die beste Chance ist und tatsächlich stoßen wir dort auf vier Quadratmeter Sardinenbüchse für Bergsteiger mit immerhin ein paar Decken, Kerzen und dem Müll einiger Vorgänger. Tür zu, Kocher an und ordentlich kuscheln…so wird’s bald warm und wir schlafen kurz aber fest.

Tag 3…

…erwacht mit einem strahlenden Sonnenaufgang. Schnell noch einen Liter Ovomaltine runterkippen und los geht’s. Vorsichtig, weil kalt und seilfrei tasten wir uns in die schattige Westwand des ersten Aufschwungs der Aig. Blanche hinaus. Bissel rauf und runter, bis man NICHT in den offensichtlichen (schweren) Kamin einsteigt, obwohl das der Eberlein so suggeriert. Denn wenige zig Meter weiter geht’s in einer seichten Rinne bei einer von unten sichtbaren Schlinge garantiert leichter. Zügig erreichen wir den Grat, doch nach dem Wechsel auf die Ostseite sinkt der Vortrieb: nasser Schnee auf Geröll, z.T, auch hart gepresste Firnfelder, das Ganze in ausgesetzer Wand hoch über dem Brenvagletscher. Okay, im Nebel sieht man davon wenig, trotzdem sichern wir gelegentlich und Steigeisen müssen auch wieder ran. Wir queren aufwärts dahin, über Rippen und Rinnen, ab und zu zeigt ein Haken oder ne Schlinge, dass schon andere dachten, hier geht’s lang. Welcher der Granitzapfen über uns die Guliermina ist, hinter der wir den Grat wieder erreichen sollen, bleibt ungewiss - der Höhenmesser hätte sicher geholfen!!! Am Grat gibt’s erst ne Pause, dann bietet sich eine Köpfelschlinge und ein Fixseil zum abseilen an. Aber irgend was läuft schief: Immer steiler wird diese verdammte Ostseite, ein gutes halbes dutzend immer schwerere, zum Schluss sehr steile SL sind wir unterwegs und diesmal keine Spuren von Vor-Versteigern. Ich schreie vor Erleichterung und Frust, als ich über die Gratkante purzle: Westseitig erstreckt sich ein weniger steiles Blockfeld, dass man schon hunderte Meter früher hätte benutzen können! Edi, eh ein Freund kurzer Sätze, sagt gar nix - die Schwierigkeit hab ich mir also nicht nur eingebildet. Doch was soll man sich grämen, bald darauf durchbrechen wir die Wolkendecke: unter uns ein Nebelmeer, aus dem Jorasses und Dent du Genat rausspitzen, vor uns ein traumhaft geschwungener Firngrat und darüber der Mont Blanc im gleißenden Sonnenlicht. Auf dem Gipfel der Aig. Blanche erwartet uns ein herrlicher scharfer Firngrat. Er trennt nicht nur Nord- und Südwand, sondern auch Winter und Sommer: links Sulz und nasse Handschuhe, rechts Pulver und Eisklumpen. Die Handschuhe müssen runter, die dicken Ersatzhandschuhe raus, auch ein paar friends brauche ich, um die Querung des Zentralgipfels anständig hinter mich zu bringen. Die Ausgesetztheit über 800 m Nordwand ist atemberaubend. Während wir dreimal gen Col Peuterey abseilen, sinkt die Sonne bedenklich tiefer. Es wird empfindlich kalt, die Seile sind steif und liegen waagerecht in Edis Hand, aber diese Sicht: der wilde Kessel des oberen Freneygletschers, die gewaltigen Pfeiler und tief eingeschnittenen Couloirs - GIGANTISCH! Die Hoffnung auf ein Biwakplätzchen erfüllt sich so irgendwie: eine ein Quadratmeter kleine, dafür abschüssig Felskanzel mit Aussicht über die 500 m Eiswand runter zum Brenvagletscher, von dem ein kühles Lüftchen heraufweht. Naja. Wenigstens kochen wir mal ordentlich, weil der Mond, der Physik sei dank, schon wieder eine Stunde später auftaucht. Steffi ruf ich auch noch an, in Telefonino-Italien hat man auf dem entlegensten Col bessern Empfang als daheim in Oberbayern. 3-4 natürlich schlaflose Stunden später sieht uns vermutlich niemand Richtung Pillier d’Ángele stapfen. An Felsklettern (original rechts) will in der Kälte niemand denken, aber die Komi-Flanke (Variante direkt zum markanten Gendarm) sieht machbar aus. Schöne Mixed-Kletterei auf hartem Firn und festgefrorenem Blockwerk im gleißendem Mondlicht … nur unterbrochen durch einige schwerere Passagen in zwar trockenem, wenn auch lausig kaltem Fels. Die angegebenen 2-3h für dieses Stück halten wir ein, am Gendarm dann ein geiles Biwak: flacher Platz für doppelt so viele, eben, überragt von einer schützenden Felsmauer - ich bin so müde, dass ich dieser Verlockung nicht widerstehen kann. Schließlich soll’s erst morgen Abend schlechtes Wetter geben... Während

Tag 4

anbricht, zieht’s immer mehr zu. Wir erwachen, als schon alles frisch gezuckert ist. Verdammt! Hätte ich mit Steffi statt über wirklich Wichtiges (Laras Stuhlgang, die Party in drei Wochen, Ökokiste abbestellen etc.) über das Wetter geplaudert, wären wir schon viel weiter!!! Hilft nix, wir müssen raus aus den Tüten! 8 Uhr, es dauert, bis wir soweit sind. Edi will das Seil durch auf-den-Boden-werfen von Schnee und Eis befreien. Es springt wie ein Gummiball hoch und dann die Wand runter. Naja, 5 kg weniger im Rucksack! Bevor wir den Eisgrat zur Gipfelwand erreichen, ist noch mal ordentlich Kombiklettern angesagt. Während ich das 2te Seil etwas vorsichtiger wegpacke, stapft Edi im Nebel und Schneetreiben davon Richtung Gipfelwand. Die Sicht ist oft nur 50 m, trotzdem bin ich mir über den Weiterweg recht sicher: das Hirn tut sich trotz Höhe und Anstrengung erinnern, danke! Spindrift schüttet unsere Spur in Minutenschnelle zu, aber zum Glück ist’s nur Gestapfe: kein Blankeis, kein tiefer Pulver. Noch vor Mittag steige ich über die ersehnte Gipfelgratwächte - und stehe in einem anderen Universum: hier kommt der Schnee von schräg unten, und zwar zusammen mit viel und schneller kalter Luft, zerrt an den Klamotten, verklebt die tränenden Augen und saugt den letzten Optimismus auf ein baldiges Ende der (Tor-)Tour aus mir raus. Bei 10 m Sicht stolpern und kriechen wir den erstaunlich steilen, felsdurchsetzten Grat Richtung Mont Blanc Gipfel, der keine 500 m und doch eine Ewigkeit weit weg ist. Ich habe Angst, mitsamt einer der schemenhaft sichtbaren Wächte gen Courmayeur zu stürzen. Irgendwann verliert sich der Grat, wir stehen im White Out. Verdammt. Einen Trumpf haben wir noch, naja, beim Skat wär’s die Trumpf sieben - also graben! Der Schnee ist zum Glück nur mäßig hart, bald ist das Loch hüfttief und der Gräber ist aus dem Wind raus. Mit der Schaufel des Pickels vergrößern wir unser vorläufiges zu Hause (oder schaufeln wir unser Grab?). Irgendwann nach ner guten Stunde hab auch ich genug, wir verkriechen uns in Schlaf- und Biwaksack. Von oben rieselt gar nicht leise der Schnee, der Sturm heult weiter. Wenigstens tauen die Füße und Hände auf, wenn auch nur knapp über den gefühlten Gefrierpunkt. Es stürmt und schneit weiter: immer mal wieder treibt eine richtungsverirrte Böe Schnee herein. Ich schreibe Steffi Lagebericht, so optimistisch wie nur möglich. Im 3ten Versuch sendet das bedenklich leere Handy die Nachricht. Dann rufe ich die 112, um einen baldmöglichsten Rückflug zu ordern. Es dauert zu lange, der Akku gibt auf. Scheiße. Unser Eingang wird immer weiter zugeweht, Rucksäcke, Schuhe, Kocher verschwinden unter einem Schneekegel. Ich raffe mich auf, uns frei zu schaufeln. Kaum recke ich den Kopf aus unserem Loch, trifft mich die Wucht des Sturms. Abgekühlt hat’s auch - von kalt nach saukalt. Ich baue ein provisorisches Dach aus Pickel und Rucksäcken, werfe einen kleinen Wall auf. Pinkeln ist auch gut. Damit Edi nicht nach draußen muss, soll er in den Topf pissen. Er ziert sich. Ich erzähl’ was von ner Story am Denali, da haben sie’s auch so gemacht. Also gut. Danach tauche ich wieder ab. Wir zittern und die Gedanken kreisen - wenn’s morgen kein Flugwetter hat? Wenn sie uns überhaupt nicht suchen? Wie lange halten wir durch? Simpson ist tagelang über den Gletscher gekrochen, aber in Peru wird’s wenigstens tagsüber warm. Bonatti hat 5 Tage im Sturm am Freney überlebt, aber mehr als die Hälfte seiner Kameraden sind gestorben. Und wie lang war der Steiner in der Colton an der Jorasses mit gebrochenem Fuß gestrandet? 1, 2, 3 Tage? Und wenn einer ernstlich Höhenkrank wird?

Wir beschließen, Miri einen Hilferuf zu schicken und Achim, der eigentlich wissen könnte, was wir wo treiben, um Hilfe zu bitten, den Flug zu organisieren. Das Handy muss schön warm sein, dann in der bloßen Hand so weit wie möglich raus aus dem Loch, und hoffen. Irgendwie klappt’s, ich kann Achim sogar ne Lagebeschreibung durchgeben. Edi ist sicher, dass morgen früh der Heli kommt. Ich schwanke zwischen Zuversicht und Angst. Wer weiß schon, wie lange der Sturm dauert? Wir brauchen eine Wettervorhersage! Doch ich hab Sorgen, dass wir den Rest Strom für Wichtigeres brauchen…

Inzwischen ist der Schneekegel wieder da und ich komme auf die Idee, unsere Karte als Tür einzusetzen. Bald darauf ist auch das letzte Loch zugeweht – und es wird, hm, warm! Es taut in unserer Höhle! Waren wir bisher ordentlich feucht, wird’s jetzt richtig nass. Hände wie nach vier Stunden Schwimmbad. Immer öfter wird gezittert. Draußen dämmert’s, wird dunkel. Ohne Handy keine Uhr. Irgendwann unter zittern und warten beginnt wohl

Tag 5

Immer wieder eine neue Position ausprobieren: kauern, aufeinander, hintereinander, seitlich, auf dem Rücken. Hoffen, bangen, der Sturm heult weiter, warten,... Ich muss natürlich an meine Tochter denken, immerhin gibt’s Lara, aber ich will sie doch groß werden sehen...durchhalten, zittern, positiv denken, zittern... irgendwann koche ich doch mal einen Liter warmes Wasser, Gas haben wir noch für 1-2 Tage, besser etwas sparen, wer weiß. Mit dem ersten Dämmerlicht werden wir ungeduldig, ich will raus, das Wetter sehen. Durch ein Loch in der Decke sehen wir...hm, blauen oder grauen Himmel? Und hat der Sturm nachgelassen? Und hört man da was? Egal, ich will raus. Also rein in die vereisten Schuhe, und raus!

Der Himmel ist leergefegt, blau! Flugwetter! Und keine 30 m vor uns der Gipfel, unter uns frisch verschneite Berge, Nebelbänke, Wolken und dann steigt die Sonne übern Horizont! Es ist richtig kitschig. Denn jetzt steigt auch noch der Heli aus der Tiefe herauf, fliegt über uns einen Bogen - gerettet?!?

Auch Edi stürmt raus, wir packen zusammen und dann - nichts! Nix Heli, nix Bergretter, nur eisiger Wind. Wir müssen wieder in unser Loch, Edi spürt seine Füße nicht mehr. Unter meiner Jacke sollten sie warm werden, aber erst mal nix, Anflüge von Verzweiflung. Ich rufe Steffi an, was denn los ist, Edi hat erfrorene Füße, die sollen bitte hin machen! Minuten, die sich ziehen. Eine SMS, dass die Retter zu Fuß kommen. Ich rubble Edi Füße, irgendwann fangen sie an zu schmerzen, gut. Dann tauchen zwei Gestalten am Gipfel auf, sie kommen!

Naja, wir frieren noch ne gute Stunde weiter: zwei Landeanflüge des Helis scheitern, wir müssen über den Gipfel (mit Gipfelhandschlag!) und drüben 200 Hm runter auf ein ausgedehntes, gleichmäßig flaches Plateau. Erst tragen die Retter unsere Rucksäcke, aber damit’s schneller geht, nehmen wir sie doch lieber selber. Wer hätte gedacht, dass das nach der Nacht noch so gut geht. Unten hat’s wenig genug Turbulenzen, Heli kommt und rein! Der Rundflug über die West und Südflanken ist gigantisch, dass wir per Krankenwagen und Rollstuhl ins Klinikum gefahren werden, eher weniger. Aber außer einer Unterkühlung (ca. 33-34 °C Körperkerntemperatur) und leichte Kälteschäden an der Haut geht’s super. Naja, Edi leidet an schmerzenden Zehen, aber dann sind sie wenigstes nicht tot! Bis wir per Buss von Aosta wieder beim Auto in Cham sind, ist Nachmittag. Ich bin gerührt über all die nützlichen SMS, die wir bekommen hätten, wenn der Akku nicht leer gewesen wäre:

Steffi: ...Brauchbares Wetter morgen, durchhalten!...

Bergrettung Cham: ...Schneehöhle graben, viel essen und trinken, nicht schlafen...

Achim: ...Heli kommt morgen früh! Ihr macht das schon...

Der Bergretter aus Cham (er sprach sogar deutsch) war froh, von uns zu hören und hat uns auf nen Kaffee eingeladen. Er hätte selbst recht schlecht geschlafen, diese Nacht.

Sind dann heim gebraust, mit etwas flauem Gefühl im Magen: gibt’s a Watschen für den Unsinn und die Sorgen? Naja, was soll ich sagen: die Freude hat auf beiden Seiten überwogen!

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