Kombi + Eis - Ortler Hintergrat

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Steigen mit Steffi

Seit 4 Monaten ist Steffi auf einer Baustelle im Osten. So langsam hat sie doch mal wieder Lust auf einen Berg. Ihr Vorschlag: Vertainspitze Nordwand. Immerhin nicht ganz niedrig und nicht ganz flach! Sie fliegt am Freitagmittag mit schwiegerelterns Auto nach München, dann chauffiere ich sie gen Sulden. Bei einbrechender Dunkelheit nehmen wir den schönen Weg zur Düsseldorfer Hütte unter die Sohlen. Wir bekommen für 10,- € p.P. sogar ein Doppelzimmer!

Es ist wenig später und immer noch dunkel als man uns über den schuttigen Gletscherrest stolpern sieht – oder auch nicht, denn es ist ja dunkel. Die Wand, eigentlich ein Hängegletscher, erscheint im ersten Morgenlicht. Steil, ja, aber lange nicht so mächtig wie auf den Fotos.

Das erste Stück ist noch flach, dann geht’s los. Ich kann die 3 Eisschrauben brauchen: blank und immerhin ein paar Meter 80°, sonst so 55-65°. Als Steffi oben ankommt, fällt mein Steigeisen runter zum Einstieg. Gehen Sie in das Gefängnis, gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie keine 2.000,- DM ein! Die zweite Länge ist noch mal steil. Steffi verabschiedet eine der Eisschrauben, diesmal egal: das stumpfe Ding hat eh nur noch emotionalen Wert. Nach der dritten Länge wird der Gletscher flach und die Luft dünner. Wir stapfen im gleißenden Sonnenlicht zum Gipfel. Herrliche Sicht auf die umliegenden: Ortler, Königspitze und Steffis Liebling Cevedale. Wo kein Schnee liegt, ist’s allerdings ganz schön braun, so spät im Jahr.

Nach ausgiebiger Rast geht’s die hart erkämpften Höhenmeter wieder runter über Schotter und einen Gletscher (wo kommt der nur her?) auf der Südseite zur Liftstation. Wir sind ganz schön durstig und die Füße tun weh. Der Lift hat Mittagspause!?! So können wir in Ruhe essen, trinken, relaxen.

Im Tal dann die nervige Frage: was tun mit dem schönen Sonntag? Steffi will Kaffee in Meran trinken, ich ja auch – ich aber erst nach dem Bergsteigen. Die Diskussion ist lang aber laut, am Schluss landet die Apfelsaftschorle in meinem Gesicht und im Auto. Und da erzähl mir noch einer von den tollen softskills der Frauen! Zum Abkühlen geht’s an den Rastplatz im Tal Richtung Stilfser Joch: ein Wasserfall mit eisblauen Gumpen ist genau das Richtige.

Steffi erörtert dann komischerweise die Möglichkeit, noch den Ortler zu machen, dann hätte sie es hinter(-grat) sich. Ich mache den Vorschlag, erst mal shoppen zu gehen. Mit neuen, leichten und roten Bergstiefeln für die Holde sieht man uns des Abends gen Hintergradhütte gehen. Kompromisse haben ihren Preis, in diesem Falle 200,- €.

Die Hütte ist voll und geweckt wird um 3 Uhr! Wir sind als eine der ersten Seilschaften (von einigen dutzend) unterwegs. Es geht einen endlosen Schotterhang hinauf, wir lassen es gemütlich angehen und werden fleißig überholt: Steffis Kondition ist auf der Baustelle offensichtlich nicht besser geworden! Zum oberen Knot hin wird’s etwas anspruchsvoller: 2er Kletterei im verschneiten Fels. Das Wetter lädt hier, auf den Frühstücksplatz, nicht zu selbigem ein: windig, bewölkt und ungemütlich ist’s. Irgendwann muss ich doch die Turnschuhe gegen die Stiefel tauschen. Ich will auch so schöne leichte wie Steffi! Der Gipfel ist noch weit, aber es macht Spaß. Verschneiter Grat, Firnflanke, Steilstufen… Als eingespieltes Team überholen wir im anspruchsvolleren Terrain die Konditionstiere wieder.

Irgendwann taucht das vereiste Gipfelkreuz auf: Kuss und runter! Inzwischen schneit’s leicht, dazu ein Sturm und Sicht nur noch einige 100 m. So schnell wie möglich geht’s den Normalweg runter, Steffi verteilt gut gelaunt Tipps an die heraufziehenden Herscharen: „jaja, nicht mehr weit, noch ca. 15 Minuten!“ (haha, Frauen und Entfernungen). Der Tabaretta-Kamm zeigt seine (Fels-) Zähne, die Kletterei dauert an.

Endlich auf der Payerhütte und raus aus dem Wind gönnen wir uns für die letzten Euro eine Erbsensuppe – hmmm, lecker! Dafür langt’s nicht mehr für die Liftkarten. Den Rest des Abstiegs schaffen wir also auch noch, auch wenn Steffi schon lange keine gute Laune mehr hat. Das Ziel, um 17 Uhr daheim zu sein, wird auch extrem verfehlt, Steffi schläft schon mal im Auto. Montagmorgens um 4 Uhr geht’s für sie wieder gen Dresden, aber das ist ja fast spät.

Ach ja: der Kaffee in Meran wird sicher irgendwann nachgeholt!

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