Kombi + Eis - Matterhorn Nordwand |
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Matterhorn Nordwand – und ein paar Extra-HöhenmeterAuf jeder Eistour ein sehnsüchtiges Flehen von Edi: "…Solches Eis in der Matterhorn Nordwand!" Es steckt an: monatelang lieg ich Steffi wegen der Wand in den Ohren. Die gehört halt dazu - zu den großen Drei. Seit Februar, als am Eiger super Verhältnisse waren, wird sie scharf beobachtet. Aber das Horu erscheint auf der webcam immer schwarz. Jetzt ist Juli und endlich blinkt’s weiß. Auf dass der Bruch unter dem Firn versinke! Irgend so ein Feiertag kommt noch dazu, ein Hochdruckgebiet, ein begeisterter Edi. Nur Arne schwächelt, Erkältung! Trotzdem sitzen wir am Donnerstag früh um 1 Uhr zu Dritt im Auto gen Wallis. Bei Zürich gerät der Zeitplan ins Wanken: die Schweizer haben die Autobahn nicht fertig! Okay, ist auch noch nicht 2009… So dauert’s bis um 9 Uhr, bis wir endlich Richtung klein Matterhorn schweben. Ich habe nämlich beschlossen, dass die Welzenbach am Breithorn die richtige Eingehtour ist. Zustieg durch Abstieg, auch wenn’s 85,- € kostet! Dafür braucht’s keine Stunde, und wir pickeln in bestem Firn durch die Welzenbachrampe. Dann noch ein bissel Eisschild, Kombigelände, Gipfel! Die Massen vom Normalweg sind auch schon da. Egal, super Tour! Mit der Bahn halb zu Tale geschwebt und rauf zur Hörnlihütte. Arne ist direkt zur Hütte und wenig entscheidungsfreudig. Lieber noch einen Tag warten? Oder wird’s dann zu warm? Jetzt oder nie, wir steigen ein! Um 1 Uhr geht’s los, doch erst mal den Einstieg finden! Wir queren Richtung Nordwand, Arne verliert seinen Handschuh und muss fluchend 100 m absteigen. Dann noch ein Felsriegel und wir sind auf dem Gletscher unter der Mauer. Ich spur vor mich hin bis Edi nach links hoch drängt. Vom ehemaligen Einstiegseisfeld ist nicht viel zu spüren, unter dem Firn kratzen die Eisen auf Fels. Das Geräusch wird uns nicht so schnell verlassen. Wir sind zu schnell: das Eisfeld verliert sich im steilen Gelände und wir sind ratlos, wo die Naht beginnt. Pause. Als es hell wird, entscheiden wir uns für eine Rinne gerade hoch. Falsch! Also wieder abseilen, weiter links hat Arne den richtigen Riecher. Von unten ist die Naht gut zu sehen, steht man davor, sieht man vor lauter Rinnen die Naht nicht mehr. Immerhin gibt’s hier einige Hanken. Eine steile Länge im Fels, dann wechseln verschneiter Fels, blockige Aufschwünge und tatsächlich eine vereiste Naht sich ab. Es finden sich auch immer wieder Haken und Stände, breit gestreut wie in einem Klassiker zu erwarten. Die Kletterei dauert: mehr heikel als schwer, eher Halbgefrorenes als echtes Eis, wir schleichen aufwärts. Immerhin muss niemand frieren. Die Sonne zieht oberhalb des Hörnligrats ihre Bahn. Gegen ende der Naht übernimmt Arne das Vorsteigen, mit Edi vertreibe ich mir die Zeit am Stand. Die Blicke schweifen übers Mattertal, zu Weisshorn, Rothorn, Dent Blanc. Ganz hinten leuchtet das Berner Oberland im Dunst. Arne sucht die richtige Route: irgendwie wird’s hier oben planlos. Zwei Mal kehrt er um: ein Mal vor einer steilen Platte, wie wir erfahren gab’s hier früher eine Eisspur zum hochsteigen. Entnervt entscheiden wir uns für eine offensichtliche Rinne: Sie wird uns zwar nicht zum Gipfel, aber raus aus der Wand bringen. Arne überlässt mir den Vortritt: so komme ich in den Genuss eines seichten, glatten Kamins, eines kurzen aber steilen Eiswasserfalls, einem Stand an zwei Eisgeräten (der einzige, dem ich nicht ein Mindestmaß Sicherheit andichten kann) und noch zwei wirklich brüchigen Längen. Danach reicht’s mir. Arne übernimmt und wir hören bald einen Jubelruf von ihm: er ist auf dem Grat! Der Gipfel ist zwar noch ca. 250 Hm weg, aber was soll’s! Bei einsetzender Dämmerung steigen wir zur Solvayhütte ab. Trotz einer gewissen Müdigkeit genieße ich das Schauspiel der untergehenden Sonne, der länger werdenden Schatten, der Wolkenfetzen und verglühenden Gipfeln. In der kleinen Solvayhütte sind schon 4 Koreaner. Sie sind die einzigen, die auf dem Normalweg den Gipfel erreichen konnten. Einer sitzt apathisch am Tisch, zwei liegen im Lager und Stöhnen vor sich hin, nur einer radebrecht mit uns. Da sie keinen Kocher haben, werden sie von uns mit Wasser versorgt. Es dauert bis Mitternacht, bis alle was zu trinken und zu essen haben. Ich quetsche mich auf den Boden zu einem der Koreaner, Arne und Edi kuscheln in der obersten Etage auf 70 cm. Wie es hier wohl zugeht, wenn ein größerer Trupp Schutz sucht, will ich mir lieber nicht vorstellen. Nachts beim pinkeln auf der Veranda sieht man 2500 m tiefer die Lichter von Zermatt: aber aufgepasst, man kann ganz leicht die Hälfte davon runter fallen. Der Morgen erwacht strahlend, wie sagt doch der Edi so schön: bergsteigen ist geil! Arne will runter, aber Edi und mich zieht’s noch gen Gipfel. Edi hat zu kämpfen mit der dünnen Luft, bei mir macht sich der Kaukasusurlaub und das regelmäßige Bergsteigen der letzten Wochen positiv bemerkbar. Ich genieße das Steigen durch den harten Firn, das Gehangel an den dicken Tauen und schließlich die Einsamkeit (!) am Gipfel. Von hier sieht man nicht nur bis zur Ecrins und Bernina, man hat auch den ganzen Hörnligrat unter sich – eine leise Ahnung, dass der Tag noch nicht vorbei ist, lässt sich dabei nicht verdrängen. Abstieg! Edi wird immer apathischer, ich ungeduldiger. Der Arme ist echt höhenkrank und ich gehe bald dazu über, ihn wo’s Sinn macht, abzulassen. Erstaunlich, obwohl ich nur einmal vor 7 Jahren hier war, erinnere ich mich an viele Stellen. Die Platten unter der Hütte, die Stangen in der Ostflanke, die steinschlägigen Rinnen weiter unten. Der Grat ist lang aber toll! Ich freu mich schon mal, mit Steffi hier rauf zu turnen – aber nur gut akklimatisiert! Auf der Hörnlihütte wartet Arne mit Röstis auf uns Helden. Was wir mit dem Sonntag tun, wird diskutiert: eigentlich würde ich noch super gerne das Vanis-Colouir am Breithorn gehen (da hängt seit zig Jahren ein Rucksack von mir). Aber sogar Edi will nicht mehr. Dann geht’s überstürzt los, die letzte Bahn wartet auch auf Nordwandgesichter nicht! 400 Hm tiefer fällt mir auf, dass was fehlt: das zum trocken ausgelegte Seil! Die Stimmung ist super, jede Menge Freiwillige! Also darf ich noch mal zurück rennen, zum glück schaff ich’s rechzeitig auf die Bahn. Sonntag fahren wir noch zum Furkapass. Dort macht Edi krank, ich steige erst auf den Galenstock (diesmal über die SO-Rinne, auch schön!) und später mit Arne noch die bekannte Conquest. Der steile, lange Riss im 8ten Grad verlangt alles, nach dem rotpunkt (eigentlich schon ein Alzheimer-onsight) bin ich reif für die Hüttenterrasse. Kann ich natürlich nicht zugeben, aber zum Glück insistiert Arne darauf, es gut sein zu lassen und so gehen wir…erst mal baden! Der See 50 m unterhalb der Alberheim-Hütte ist dafür perfekt. Ich bin super zufrieden und lade Arne auf das Terassenbier ein, leider hat keiner von uns Geld. Also frag ich eine schweizer Familie, ob sie uns nicht 20 SFr borgen, der Edi am Auto soll sie ihnen wieder geben. Klaro! Tiptop! Nur blöd, dass eben dieser Edi oben auf der Terrasse zu finden ist. Ich mache mal wieder Extra-Höhenmeter, laufe den Schweizern hinterher. Der Einfachheit halber gebe ich ihnen gleich den Autoschlüssel, der Geldbeutel ist irgendwo in der Roten tnf-Tasche! Klaro! Tiptop! Arne ist sich zwar nicht sicher, dass irgendjemand (einschließlich ihm selbst) etwas in seiner Tasche findet, aber das Bier, die Suppe, Kaffee & Kuchen schmecken hervorragend. Dann lassen wir es gen Tal rollen. An der letzten Kurve stelle ich fest, dass ich mein Eisgerät verloren habe…Oh-Oh. Wahrscheinlich hab ich es vergessen, am Gletscherrand auf den Rucksack zu schnallen. Das ist jetzt echt hart, ich quäle mich zum 4ten mal den Weg gen Berg. Und weiter. Und weiter. Zwei Freiburger, die die Graue Wand gemacht haben, kommen mir winkend entgegen: Glück gehabt, sie haben das gute Stück gefunden! Bin ich fertig! Vier motorsportliche Stunden später kuschle mich an Steffis dicken Bauch und freu mich mehr denn je auf unser Baby. |
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