Eisfälle - Sebenseefall

Start

Alpiner Fels

Kombi + Eis

Eisfälle

Skitouren

Berge weltweit

Sportklettern

Tourenliste

Kontakte + Links

sebensee/air01
sebensee/air02
sebensee/air03
sebensee/air04
sebensee/air05
sebensee/air06
sebensee/air26
sebensee/air07
sebensee/air08
sebensee/air09
sebensee/air10
sebensee/air11
sebensee/air12
sebensee/air13
sebensee/air14
sebensee/air15
sebensee/air16
sebensee/air17
sebensee/air18
sebensee/air19
sebensee/air20
sebensee/air21
sebensee/air22
sebensee/air23
sebensee/air24
sebensee/air25
sebensee/air28
sebensee/air29
sebensee/air30
sebensee/air32
sebensee/air33
sebensee/air34
sebensee/air35

AIRGAMES – Ein Zapfenstreich am Sebenseefall

Am Samstag vor dem Lawinenkurs will ich noch schnell Eisklettern – aber wo und mit wem? Fritz fragt an und will vielleicht doch mit Heidi, Tassi sagt zu für die „Monsterline“ und wieder ab… zig Telefongespräche später ist's endlich raus: Fritz, Tassi und ich treffen uns morgen in Ehrwald, Sebenseefall – das ist schließlich in der Mitte zwischen Allgäu, Berg und Innsbruck. Natürlich kommt jeder zu spät: ich in Erdis lahmer Kiste, Fritz hat einen zu optimistischen Auskunftsgeber gefragt und Tassi hängt am Fernpass hinter einem LKW.

Und dann? Herrlicher Sonnenaufgang an der Zugspitze, wir ganz allein mit diesem Prachtstück von Eisfall – okay, gruselig sieht er schon aus: überall in dem überhängenden Kessel hängen monströse Eiszapfen, Wasser plätschert auch und wird vom Winde verweht, kalt ist's. Doch die Kletterei ist einfach nur genial: nach einem leichten 35m-Kegel eine lange SL mit allem: kurze Säule, Quergang mit Felskontakt, Balkone, Zapfen, Pilze, ein Kamin und ein Rücken… Fritz ist im Kletterrausch und nimmt sich gleich die nächst SL vor: blumenkohlig aber nicht so steil geht’s bis zur Abschlusssäule. Fritz findet auch eine Nische mit Platz für die wilde Horde. Bei drei Leuten hat man genug Zeit zum rumschauen: die „Neue Welt“ ist gar nicht so steil zum Abfahren, abgefahrene Kletterei wären die Zapfen 40 m links von uns mit 100 m Luft unterm Hintern in einem filigranen Gehänge… ein Zapfenstreich! Den Zugang vermittelt ein abschüssiges Band inmitten der überhängenden Wand bis zu einem riesigen Eisnest. Aus dieser Nische müsste man halt einige Meter im überhängenden Fels machen, bevor wieder Eis kommt… Träumen darf man ja!

Inzwischen hat Fritz die Säule und die anschließende Glasur mit Graspolster gemeistert. Er lässt uns zum Stand an einer Latsche nachkommen. Wie steil der Fall ist, merken wir eindrücklich beim Abseilen: vom 2ten Stand geht’s gut 50 m freihängend in die Tiefe, eher 10 als 5 m von der Wand weg… Cool! Schön war's, auch wenn Fritz es für 6 etwas leicht fand ;-)

Um den armen Kerl noch etwas auszulasten sind wir dann an den Jochberg gefahren: der Zentralgully hat’s mir noch angetan: Eis 4-5 hoch überm Kochelsee in herrlicher Umgebung. Die reduziert sich allerdings bald auf den Kegel der Stirnlampen, zum Glück liegt da das gröbste schon hinter uns. Im Mondlicht steigen wir ab. Jetzt kann ich beruhigt zum Kurs fahren. Fritz war erst mal krank und in seinen Fieberträumen phantasierte er von der neu entdeckten "Traumlinie". In einer schwachen Stunde verspreche ich ihm mitzukommen, und "die Querung steig ich vor".

Da stehen wir nun wieder hoch über Ehrwald und behängen uns mit dem ganzen Spielzeug: Friends, Keile, Leitern, Hammer, Haken, Schlingen und Karabiner. Schrauben gibt's nur 8 Stück, irgendwo muss man ja sparen. Auch der Rucksack ist voll, neben Tee und Essen auch mit Bohrmaschine und 10 Expressankern. Das Schwein ist aber erst mal Fritz’ Problem: die Längen im klassischen Fall steige ich vor. Der Kerl hat ganz schön zugelegt in den zwei Wochen und statt einen Kamin finde ich einen wässrigen Wulst vor. Egal, geil ist’s allemal. Jetzt folgt Neuland. Eine lange Länge an den linken Rand, dort fängt das abschüssige Band an. Fritz klettert wie gewohnt schnell und effektiv das steile Eis, nach 25 m bezieht er einen strategischen Zwischenstand: ein gemütliches Plateau auf einem Riesenblumenkohl. Von hier aus ein Spreizschritt und 10 m im röhrigen Eis senkrecht hinauf, bevor man weiter rechtsansteigend noch mal 15 m leichter und besser absicherbar zum Stand hinter einem großen, freihängenden Zapfen gelangt. Fritz hat Mitleid und hault den Rucksack, so dass ich nicht zu gepumpt in "meine" Querung starten kann. Ich starte also… und drehe auf 8 m drei Schrauben… es könnte ja immer die letzte sein?! Schließlich ist die Eisglasur nur mehr 10 cm dick. Dazu die irre Ausgesetzheit: gut 100 m über dem Schneefeld und sicher 20 m jenseits des Wandfußes… HUHU! Dann mogle ich mich eine steile Platte schräg abwärts, 2 ganz brauchbare Haken stecken da jetzt. Das weitere Geschleiche über Schotter und Eisflecklein geht zwar langsam aber nicht allzu fürchterlich von statten: ich kann noch zweimal mit Friends eine glaubwürdige Sicherung schaffen. Schmatz!! macht das Eisgerät und ich stehe erleichtert auf dem Eisnest. Was ein Platz, mitten in der überhängenden Wand! Fritz nimmt sich Zeit den Weiterweg zu planen: grade raus aus der Gufel über den Überhang führt ein brüchiger Riss, links rum sieht der Fels viel besser aus, ist allerdings sehr kompakt. Da müsste man sich wohl hoch bohren… Die Bohrmaschine bleibt erst mal im Rucksack, Fritz baumelt 2 m über mir in einem windigen Messerhaken. Der gibt auch prompt zur Hälfte nach und veranlasst Fritz, einen weiteren nicht weniger windigen dazuzusetzen. Weiteres Gefummel und Gehämmere, Fels splittert, Haken versuchen zu entfallen… irgendwo ist der Riss schließlich fest genug für einen vertrauenswürdigeren Haken, die anderen beiden Messerhaken ergeben sich ohne Widerstand der Schwerkraft. Gut. Weiteres Gekratze und Gecleane… der brüchige, überhängende Riss spuckt alle Haken aus. Erst als sich Fritz ganz lang macht kann er an der Dachkante einen gelben C3 unterbringen: 2 Baken klemmen ganz gut, immerhin. Der Friend wird dann noch mit einem 3er Keil hintersichert, den Fritz mit dem Gerät tief in den Gelben Bruch versenkt. Könnte sogar halten… nach einer Verschnaufpause wird weiter probiert… schön hoch in die Leiter, dann kommt man grad so an einen Eisfleck… Fritz hängt sich in sein eingeschlagenes Gerät, sieht ziemlich anstrengend aus. Er kann noch einen 7er Keil in den Bruch klopfen, dann muss er wegklettern. nach 2, 3 Zügen eine Pause – er kann ne kurze Eisschraube in die Glasur drehen. Dann klopft’s und kracht’s noch für 10 Minuten und er macht Stand. Ich brauch nur die Haken durchzuziehen und baumele an der Kante in dem C3. Luftig… und so weit weg von dem letzten Haken, dass ich die Exe nicht mehr raus bekomme. Egal, wenn das alles ist… Fritz hat schöne Hooks gehakt, ich stehe also gleich in der Glasur und… bleib stecken: Die Rampe, die nach dem Eisfleck ansetzt ist eher ein Spalt und erfordert speziellere Technik… erinnert eher an ein Offwidth. immerhin hat's ne Eisglasur und damit was um die Eisgeräte einzuhängen. Schlagen ist nicht wirklich, kein Platz. die Beine baumeln trittlos dahin, sehr interessant. Auch diese anstrengenden Meter gehen vorbei und ich komme grinsend am Stand am untern Ende der Zapfenreihe an: der Weg nach oben ist frei!! Fritz lässt sich’s nicht nehmen, die letzten 30 interessanten Eismeter vorzusteigen: Es ist gar nicht so schwer, bissel queren, dann ne Säule rauf, dann hinter einem Vorhang durch ein Loch und nach links aufwärts. zum Schluss nicht mehr ganz senkrecht und ab ins Gebüsch! In meinem geschützten Loch sehe ich die unter Fritz’ Geprügel absplitternden Eisbrocken dem Erdmittelpunkt zutaumeln… 21,22, 23… dann schlagen sie in einer Schneewolke unten ein. Der Schall des Einschlags kommt mit merklicher Verzögerung an. Physik für Genießer. Ich schultere den Rucksack und komme nach, oben muss ich mir noch anhören, dass das auch schon schneller ging. Doch Fritz grinst und ist sehr zufrieden: so gut wie Breitwangfluh…

Route: AIRGAMES

Schwierigkeit: IV WI6 M6- A3+, 200m

Ernsthaftigkeit: hm, auf jeden fall mal clean

Erstbegehung: Fritz Miller, David Bruder; Februar 2009

1. Länge 35m WI2-3

2. Länge 50m WI5+

3. Länge 30m WI5

4. Länge 20m WI6

5. Länge 20m M6-

6. Länge 15m A3+ WI6

7. Länge 30m WI6-

Fritz’ Bericht findest Du hier.

Nachtrag:

Und als ein Jahr verga-ha-gen, simsalabimbambaserduserdim, da war der David wie-hi-der da… Diesmal mit Franz, und ich wollte selbst mal in den Genuss der A3-Länge kommen! Wir sind uns der Sache nicht zu sicher: die Kälte kam spät heuer und der Fall wird sicher nicht so fett dastehen. Immerhin: Vom Parkplatz sieht man schon, das die Ausstiegszapfen irgendwie existieren, bald kommt auch der Rest in Sicht: dünner, nasser und noch furchteinflößender als letztes Jahr. Gegen die aufkommenden Zweifel und die Kälte hilft nur eines: Einsteigen. (Eventuell hilft aber auch ein Schlückle vom Kirschwässerle aus dem Schwarzwald, den ich seit den eingefrorenen Fingern am Renkfall (unsere seite..) immer dabei hab;-) Hoch den Vorbau, und Franz die 50m bis zum BH-Stand anfeuern. Ging ja recht flott, wohl nicht so schlimm?!? Nun, könnte auch flüssig-fließenden Wasser liegen, dass der Franz so loslegt. Schön eingeweicht geht’s in die 2te Länge: Hauptwaschgang. Ich bin froh, unter dem Eisüberhang vor der ersten echten Prüfung noch ein bisschen gefriergetrocknet zu werden. Es ist nämlich kalt, so -8°C. Ich mache gleich weiter, knapp 25m WI5 gelten noch nicht…Vom gemütlichen Eisbalkon geht’s an eine sehr steile Säulenreihe, die sich als Zapfen nach unten fortsetzt und sich im Nichts verliert. Also wird gegen das Gruseln angeschraubt. Hilft auch dabei, dass am Stand angekommen meine Gore-Jacke auch von innen nass ist… Während Franz nachkommt, genieße ich das gigantische Ambiente: Drei riesige Zapfen hängen von der Kante über mir herab, in Kaskaden von Säulen, Zapfen und Balkone taucht der Fall unter mir weg…mei, ein 3D Foto sollte man haben! Gewohnt souverän meistert Franz die Querung, 2 Hanken haben wir ja stecken lassen und die Glasuren am Anfang sind auch wieder da. Bald hänge ich unter dem brüchigen Rissdach, beschwert mit allem, was schwer ist und stelle fest, dass ich wie erwartet zu kurz bin, um den C3 an der Dachkante anzubringen. Tja, Franz ist ja auch nicht größer und außerdem verträgt sich der Bröselfels sicher schlecht mit Kontaktlinsen… also werde ich mir was einfallen lassen. Die Lösung: Hartstahl ist härter als Weichfels…unter wüsten Flüchen kann ich einen massiven Winkelhaken im eigentlich auch massiven Fels unterbringen. Sind zwar nur 15cm Raumgewinn, aber die entscheidend! Jetzt nur nicht denken sondern rein in den C3…Keil #4 dazu und … das gleiche noch mal! David zu kurz, Fels weich genug! Blind lege ich den 7er Keil und denk mir: lieber den Geburtstag der Frau vergessen als den richtigen Keil an der richtigen Stelle, gell?!? Eisgeräte in das Eisnest, Schraube dazu und in die Schrubber-Rampe starten. Hat heuer noch weniger Eis als beim Erstbegehen, immerhin hab ich noch 2 passende Friends am Gurt und dazu Franz’ Wunderschräuble (4cm lang…). Irgendwann bin ich am Stand, jejeejeee! Falls der Kollege in der Zwischenzeit eingefroren ist, läst er sich nix anmerken. Aber beeindruck ist sogar der coole Franz. Er hat jetzt das ausgesetzte Vergnügen, die glasharten und dafür röhrigen Zapfen zum Ausstieg zu klettern. Am Ausstieg sind wir uns einig: ein Tripple-A- Fall: Alpin, Abenteuerlich und abartiges Ambiente! Ach ja: Weil ich diese Zeilen schreibe ist auch klar, dass 50m Seil zum Abseilen reich

…und was haben wir heute sonst gelernt?

Ob die Tour geht, lässt sich am besten nach dem Aussteigen beurteilen…!

sebensee/air36
sebensee/air37
sebensee/air38
sebensee/air39
sebensee/air40
sebensee/air41
sebensee/air42
sebensee/air43
sebensee/air44
sebensee/air45
sebensee/air46
sebensee/air47
sebensee/air48
sebensee/air49
sebensee/air50
sebensee/air51
sebensee/air52
sebensee/air53
sebensee/air54
sebensee/air55
sebensee/air56
sebensee/air57
sebensee/air58
sebensee/air59
sebensee/air60
sebensee/air61
sebensee/air62
sebensee/air63
sebensee/air64
sebensee/air65
sebensee/air66
sebensee/air67
sebensee/air68
sebensee/air69
sebensee/air70
sebensee/air71
sebensee/air72
sebensee/air73
sebensee/air74
[Start] [Alpiner Fels] [Kombi + Eis] [Skitouren] [Berge weltweit] [Sportklettern] [Tourenliste] [Kontakt + Links]